Hofgemeinschaft Arpshof (2023)

Der Arpshof als Hofstelle ist bereits 1584 urkundlich erwähnt. Das jetzige Haupthaus auf der Hofstelle im Dorf ist ein Zweiständerhaus mit Reetdach und Fachwerkwänden. Das Haus datiert aus dem Jahr um 1650 und wurde seit dem mehrfach umgebaut und erweitert und beinhaltet einen (ehemaligen) Kuhstall und einen Wohnteil. Das Haus ist ca. 35 m lang und 10 – 12 Meter breit. Die Gründung der Fachwerkwände besteht noch aus Feldsteinen und es gibt noch ein paar ursprüngliche Eichenständer, die man im Kuhstall sehen kann.

In den 50-er Jahren wurde der Hof dann übernommen von Helmut und Antje Werner und erweitert. Antje hatte einen Zuverdienst durch Fremdenzimmer und später gab Sie Gesangsunterricht. Helmut wurde in den 70-er Jahren krank und verpachtete den Hof dann an mehrere junge Leute. So entstand 1980 die Hofgemeinschaft, die zusammen dort lebten, arbeiteten und in eine gemeinsame Kasse wirtschafteten. Jede/r hatte Wohnen und Ernährung frei und ein Taschengeld für persönliche Bedürfnisse. Entscheidungen wurden im Konsens aller herbeigeführt.

Seit 1985 ist der Arpshof ein anerkannter Demeter-Betrieb und die Direktvermarktung begann langsam zu wachsen. Die Hofgemeinschaft baute neue Ställe, ein Backhaus, Wohnraum usw. auf Land, das sie nur gepachtet hatten. Mitte der 90-er Jahre war dann klar, dass die Familie Werner den Hof verkaufen wollte, da von den Kindern niemand die Landwirtschaft fortführen wollte. Nun war guter Rat teuer und der Kaufpreis von einer Million DM für die Hofgemeinschaft nicht zu finanzieren. Der Hof hatte damals schon viele Freunde, Kunden und Gleichgesinnte und so wurde ein gemeinnütziger Träger für den Arpshof gegründet, die „gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft Arpshof mbH“ (g.LBFG Arpshof) nach dem Vorbild aus der Szene von antroposophisch orientierten Höfen in Norddeutschland. Die Idee war, dass die Höfe und das Land nicht mehr in Privatbesitz sein sollten und verkauft oder vererbt werden, sondern den jeweiligen Landwirten und Gärtnern zur Verfügung gestellt wird, die eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise nach dem ldw. Kurs von Dr. Rudolf Steiner entwickeln wollen.

Diese Idee fand damals viele Unterstützer und es wurde 1995 die g.LBFG Arpshof gegründet mit 24 Menschen und der Stiftung“Aktion Kulturland“. Über 100 Menschen aus dem Freundeskreis des Hofes beteiligten sich über 4 verschiedene Leihgemeinschaften, die über die GLS-Bank eine Summe von fast 100.000 DM finanzierten, Anneliese Joscht spendete eine Summe von 100.000 DM und die Stiftung brachte ebenfalls 100.000 DM an Eigenkapital auf, so dass wir dann nach langen Verhandlungen mit der GLS-Bank den Hof mit den Altgebäuden zum Abrißpreis und ca. 35 Hektar Land in 1997 den Hof kaufen konnten und in 1998 dann Besitzer des Apshofes wurden. Die Darlehen wurden über die Pacht der Hofgemeinschaft, über Spenden und Veranstaltungen finanziert.

Nach und nach haben wir dann ab 2001 die bereits von der Hofgemeinschaft errichteten Wirtschaftsgebäude und Wohnungen abgelöst, ehemaliges Pachtland des Hofes zugekauft, die Kühlanlage erneuert, Gebäude saniert, abgerissen und neu gebaut. In 2008 war die Hofgemeinschaft inzwischen auf 3 Personen von ehemals 10 Menschen geschrumpft und die Hofgemeinschaft wurde in Einzelbetrieben in Selbständigkeit aufgelöst. In 2009 kam eine neue Gärtnerfamilie, Fabian und Maria auf den Hof und in 2010 kam es dann zu einem Beginn des Generationswechsels in der Landwirtschaft. Der Fortfall der Milchquote und das Verbot des Anbindestalls für Kühe sollte durch einen größeren, neuen Kuhstall als Laufstall effizienter gestaltet werden und so die Milchviehhaltung auf dem Hof erhalten. Dieses Vorhaben wurde dann aber aus persönlichen Gründen aufgegeben und es folgten Jahre des Notbetriebs der Landwirtschaft. Uli führte die Landwirtschaft zum Glück noch weiter, bis Ulrich von Bonin auf den Hof kam, zunächst als Betriebshelfer, angestellter Landwirt und ab 2013 dann als selbständiger Landwirt.

In der Übergangsphase wurde die g.LBFG neu strukturiert und hatte dann ab 2011 nur noch einen Geschäftsführer und 15 Gesellschafter (die Stiftung Aktion Kulturland war bereits in 2005 ausgeschieden). Die Pachten wurden nochmals erhöht, damit die g.LBFG handlungsfähig war für anstehende Reparaturarbeiten und Hofplatzgestaltung. Es wurden den Mitgliedern der alten Hofgemeinschaft Erbbaugrundstücke zur Verfügung gestellt für ihr zukünftiges „Altenteil“ und Familie Specht übernahm den alten Kälberstall an der Straße im Erbbaurecht zum Abriss des baufälligen Gebäudes und Neubau eines großen, neuen Hofladens mit Wohnraum im Dachgeschoß.

Im Herbst 2015 konnte dann der neue Hofladen eröffnet werden von Jan Timm und die Ära des Hofladens von Petra ging zu Ende. In 2016 kam eine neue Familie auf den Hof, die den „Masterplan Arpshof“ auf den Weg brachten. Familie Wieckmann möchte hier auf dem Hof gerne die Jugendarbeit mit Therapie und Fortbildung / Seminararbeit für die Demeter-Betriebe als neuen Schwerpunkt ergänzen und auch hier wohnen in einem Wohnhaus auf einem Erbbaugrundstück. Und in 2016 wurde ein Arpshof-Kulturverein gegründet, der vor allem die Veranstaltungen auf dem Hof mit Festen, Konzerten, Kleinkunst usw. durchführen will.
Ende Oktober 2016 brannte dann der „Südflügel“ am Haupthaus ab. Die Feuerwehren konnten zum Glück das Übergreifen des Feuers auf das Reetdach des Haupthauses (Entfernung 4 m !) verhindern, aber die Wohnung der Lehrlinge und der ehemalige Laden von Petra waren Totalschaden und wurden abgerissen.

Derzeit wird an dem Wiederaufbau des Hauses geplant, allerdings mit einem Mindestabstand von 9 m zum Reetdach. Die Lehrlinge sind jetzt im Dachgeschoß des neuen Hofladens untergebracht. Im neuen Haus soll dann die Gärtnerfamilie ihr neues Zuhause finden und es soll ein großer Gemeinschaftsraum mit Küche entstehen sowie eine kleine Wohnung im DG. Wir hoffen auf eine Fertigstellung im Frühjahr 2018.

Bezug des neuen Gebäudes war dann im Herbst 2018. Die Gärtnerfamilie hat ein neues Zuhause, Franz (aktiver Rentner) ist in die kleine DG-Wohnung eingezogen und der helle, grosszügige Gemeinschaftsraum wurde mit einer neuen Küche ausgestattet und in Betrieb genommen.In 2019 entstand dann die Frage: Wie können wir das Haupthaus sanieren und einer neuen Nutzung zuführen? Gewünschtes Ziel war auf jeden Fall, dass möglichst viel Altmaterial wieder zum Wiederaufbau verwendet werden soll und auch die Gestalt der Gebäudehülle dem Altbestand nahe bleibt. Ab Juli 2019 wurde dann eine mehrköpfige Planungsgruppe gebildet und im Herbst 2019 haben wir dann die ersten Gespräche geführt über mögliche Förderungen mit dem Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) im Rahmen der Dorferneuerung. Diese Gespräche führten dann zu entsprechenden Förderanträgen, bei denen auch unser Architekt Ralf Jenßen bereits uns unterstützte. Die drei Förderanträge wurden dann Anfang 2020 bewilligt und damit begannen die Finanzierungsgespräche mit den Banken. Immerhin sollten jetzt 1,8 Mio Euro investiert werden. Als Geste unserer Gemeinschaft haben wir zur Sommersonnenwende unserem Hofgeist „Arps“ in einer feierlichen Stunde im alten Kuhstall für seinen Schutz gedankt und darum gebeten, dass er das alte Haus freigibt und uns beisteht zum Gelingen des Wiederaufbaus. Symbolisch haben wir ihn dann herausgetragen aus dem Stall und den Abend mit einer Festessen an einer langen Tafel mit vielen Gästen (an frischer Luft gemäß Corona-Konzept) ausklingen lassen. Im Juli 2020 wurde der Bauantrag gestellt, der dann aber erst im Januar 2021 bewilligt wurde. Im November haben wir dann mit einer kleinen Truppe von Bauhelfer mit geholfen beim Abbruch von 2 alten Fachwerkhäusern in Hamersen und Wohlesbostel, um dort Altmatreial zu bergen für unseren Wiederaufbau. Dabei haben wir auch eine vollständig erhaltene Dielenkonstruktion retten können.Im Dezember haben wir mit den Vorbereitungen zum Teilabriss unseres alten Hauses begonnen und im Januar beendet (so dachten wir). Dann kamen 2 Sturmtiefs, die im März 2021 den stehengebliebenen Wohnteil gänzlich zerstörten, so dass wir den Rest auch noch abreissen mussten.

Nun mussten wir allerdings wieder die Planung überarbeiten und haben jetzt einen Neubau vor uns.Durch die Umplanungen wurden die Höhenversätze innerhalb des Hauses und auch der Dachstuhl vereinfacht, was aber zur Überarbeitung der Statik führte. Sobald diese durch den Prüfstatiker freigegeben ist, können wir mit den Gründungsarbeiten beginnen.Die Ausschreibungen für den Rohbau sind bereits erfolgt und entsprechende Bauverträge vergeben. Durch den rasanten Anstieg der Holzpreise (um das 3- bis 5-fache!) seit dem Frühjahr ist allerdings die Baukostenberechnung völlig aus den Fugen geraten. So hoffen wir, dass der Holzpreis wieder sinkt und haben dazu eine Baukostengleitklausel mit dem Zimmerer vereinbart.

Die g.LBFG Arpshof mbH ist nicht nur der gemeinnützige Träger des Arpshofes für die biologisch-dynamische Landwirtschaft, sondern hat in seinem Gesellschaftervertrag als Zweck der Tätigkeit folgende Ziele verankert: die Förderung, Forschung und Weiterbildung in der Landwirtschaft, die Förderung von Umwelt- und Naturschutz, die Förderung von Erziehung und Volksbildung sowie die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen. Hierfür suchen wir weiterhin neue GesellschafterInnen, die hier an den zukünftigen Impulsen und Entscheidungen aktiv mitwirken wollen.

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Author: Van Hayes

Last Updated: 20/04/2023

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Name: Van Hayes

Birthday: 1994-06-07

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Job: National Farming Director

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